Die Böhms – Architektur einer Familie
»Erzählt vielschichtig von der Liebe, der Leidenschaft für Architektur und vier Generationen deutscher Geschichte.« (Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts DOK Leipzig 2014)
Gottfried Böhm gilt als einer der wichtigsten Architekten Deutschlands. Anlässlich seines 95. Geburtstags feiert der Film „Die Böhms – Architektur einer Familie“ deutschlandweit derzeit Premiere. Auch in Münster wird er gezeigt. Der Film porträtiert eine Familie, die sich seit mehr als drei Generationen der modernen Baukunst verschrieben hat: bereits der Großvater Dominikus (1880 – 1955) entstammte einer alten Baumeisterfamilie und legte den Grundstein für das heutige Kölner Büro, Sohn Gottfried (* 1920) folgte und Stephan (*1950), Peter (*1954) und Paul (*1959) führen als Enkel das Erbe fort.
Münster Modell e.V. als Forum für Stadt und Architektur in Münster nimmt diesen außergewöhnlichen Film zum Anlass, der Familiendynastie Böhm einen Abend zu widmen. Einer Familie, die vielfältig durch zahlreiche Bauten auch in Münster und im Münsterland hervorgetreten ist:
Schweiz, Deutschland 2014 • R & Db: Maurizius Staerkle-Drux • K: Raphael Beinder • Mit Gottfried Böhm, Elisabeth Böhm geb. Haggenmüller, Peter Böhm, Paul Böhm, Stephan Böhm • 87'
Von Böhm-Bau zu Böhm-Bau: Münster – Dülmen – Ochtrup – Bocholt
Erste Bauten von Dominikus Böhm in Münster entstehen mit dem Wohnhaus Mangels (1936) und dem Wohnhaus Schilgen (1937-38) am Aasee. Seine Kirchbaukunst demonstriert der gebürtige Rheinländer im Münsterland mit den Heilig-Kreuz-Kirchen in Bocholt (1936-37) und Dülmen (1936-39) sowie mit der Neugestaltung der Benediktinerabtei in Gerleve (1937-38). Auch Profanbauten wie das Heimathaus Münsterland in Telgte (1938) und die Erweiterung der Weberei Gebr. Laurenz (1942) in Ochtrup mit einem eindrucksvollen Rundbau, der heute einem Outlet-Center dient, entstammen seinem Vorkriegswerk.
Nach 1945 übernimmt er in Münster zusammen mit Sohn Gottfried den Wiederaufbau der Antoniuskirche (1949-52), errichtet die Kapelle im Borromaeum (1952) und plant für den befreundeten Arzt Schilgen an der Tondernstraße ein weiteres Haus (1948-51). Während Dominikus mit der St. Marien-Kirche (1951-53) in Ochtrup sein letztes Projekt im Münsterland ausführt, gelingt Gottfried Böhm in Bocholt die Ausführung gleich mehrerer experimenteller Projekte: die Clemens-August-Schule und Pfarrkirche St. Paul (1963-66) sowie das Rathaus samt Kulturzentrum (1971-77) stammen aus seiner Feder. Und heute?
Auch die dritte Böhm-Generation ist in Münster engagiert: Stephan unterrichtet seit 2000 als Entwurfsprofessor an der msa I münster school of architecture. Peter gewann kürzlich den Wettbewerb zur Erweiterung des Philosophikums am Domplatz – die Eröffnung wird noch in diesem Jahr erwartet.
Das Böhm’sche Architekturwerk ist eine Geschichte seltener Überlagerungen: Väter und Söhne, Aufgaben und Orte. Eine ideale Vorlage für einen vielschichtigen Film. Auch in Münster dürfen Architekturinteressierte auf diesen Film gespannt sein.