YI YI von Edward Yang, gedreht in Taiwan und Japan, ist ein Meisterwerk des Weltkinos, das ein Panorama des menschlichen Lebens anhand einer taiwanischen Familie zur Jahrtausendwende mit großer Einfühlsamkeit und einem Hauch von Melancholie in herausragend komponierten Bildern eröffnet. Ein Film, wie ein erkennender und zarter Blick in den Spiegel. Nach der Wiederaufführung der in 4K-restaurierten Fassung bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2025 als Eröffnungsfilm der Cannes Classics, ist YI YI, der als Höhepunkt des Schaffens von Regisseur Edward Yang gilt, endlich wieder auf der großen Kinoleinwand zu sehen.

Eine Hochzeit in Rosarot, ein scheinbar von den Sternen begünstigter Tag, den der fest an Horoskope glaubende Bräutigam A-Di (Hsi-Sheng Chen) extra ausgesucht hat. Die Braut ist hochschwanger, Kinder machen Unsinn, A-Di trinkt viel zu viel und überall fliegen Luftballons herum. Regisseur Edward Yang begleitet in YI YI die taiwanesische Familie Jian aus Taipeh: Vater N.J. (Nianzhen Wu), Computeringenieur, Mutter Min-Min (Elaine Jin), deren Bruder A-Di ständig in finanziellen Schwierigkeiten steckt, die Teenagertochter Ting-Ting (Kelly Lee), deren Träume mit der Realität konfrontiert werden, und den kleinen, so phantasievollen wie selbstständigen Sohn Yang-Yang (Jonathan Chang). Noch am Abend der Hochzeit ereignen sich zwei einschneidende Vorfälle: N.J.s Schwiegermutter (Ru-Yun Tang) erleidet einen Schlaganfall und seine alte Jugendliebe Sherry taucht nach 20-jähriger Abwesenheit plötzlich auf. Auf Anraten der Ärzte sollen die Familienmitglieder mit der im Koma liegenden Großmutter sprechen, aber die stumme Zuhörerin überfordert ihre Tochter Min- Min, die eine erdrückende innere Leere fühlt und sich auf eine Kur begeben muss.

N.J.s Firma, kurz vor der Pleite, denkt über eine Kooperation mit dem innovativen japanischen Geschäftsmann Ota (issey Ogata) nach, die N.J. einfädeln soll. Während seiner Geschäftsreise trifft sich N.J. mit Sherry – die gemeinsame Zeit fordert beide heraus und stellt sie vor wichtige Entscheidungen. Die Fotos des Jungen Yang- Yang, der Menschen stets von hinten fotografiert, um ihnen sichtbar zu machen, was ihnen verborgen bleibt, stehen als hilfreiches Symbol für die Mitglieder der Familie Jian.