Michael Haneke hat seinen Film DAS WEISSE BAND in einem Interview mal als Werk über ein „gesellschaftliches Klima“ bezeichnet, „das den Radikalismus ermöglicht.“ Der in beunruhigend langsamen schwarzweißen Bildern gedrehte Film verfolgt das Familienleben in einem fiktiven ostelbischen Dorf in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Wir sehen die Kinder in einem von unnötiger Strenge, sadistischer Unterdrückungslust, psychischer und physischer Gewalt und emotionaler Distanz geprägten Umfeld aufwachsen. Und wir beobachten, wie die Heranwachsenden selbst autoritäre Persönlichkeitszüge ausbilden. Felix Petersen diskutiert einführend die Theorie der autoritären Persönlichkeit und zeigt wie Sozialisation, Nachahmung und Habitualisierung von Praktiken undemokratische Persönlichkeitsmerkmale reproduzieren und was das mit der aktuellen Rückkehr der autoritären Politik zu tun hat.