Justine kommt aus einer Familie vegetarischer Tierärzt*innen, ihr Weg scheint damit vorgezeichnet. Doch zu Beginn ihres Studiums an der tierrärztlichen Hochschule wird die introvertierte Außenseiterin, umgeben von Cliquen und Erwartungen, während eines Einführungsrituals dazu gezwungen, rohes Fleisch zu essen - mit unerwarteten Folgen. Denn kurz darauf entwickelt sie eine gefährliche »Essgewohnheit«, die ihr nicht gerade dabei hilft, auf der neuen Schule zurechtzukommen. Neben ihrer Schwester Alex, die ebenfalls dort studiert, scheint sie nur in ihrem Mitbewohner Adrien einen Freund zu finden.

RAW ist kein Film für zarte Nerven, jedoch wird genau dadurch kein verklärtes Bild jugendlicher Verzweiflung abgebildet. Stattdessen nimmt der Film die Erfahrungen von Ausgrenzung und Einsamkeit ernst und inszeniert institutionellen Leistungsdruck, soziale Aggression und persönliche Zweifel in der alltäglichen Schrecklichkeit als das, was es ist: wahrer Horror. So unkonventionell Julia Ducournau dabei vorgeht, so berührend und angemessen verstörend entwirft sie ein einzigartig exaktes Bild des Erwachsenwerdens.